Das sächsische Mügeln ist die etwas andere Bankenmetropole
Ob Trabi- oder Baumel-Bank: Wie in einer Kleinstadt in Sachsen aus einer Schnapsidee ein regelrechter Kult wurde.
Schon mal von der Bankenmetropole Mügeln gehört? Nein? Da haben Sie etwas verpasst! Denn die kleine Stadt im Landkreis Nordsachsen hat sich zu einer Perle des Bankenwesens entwickelt.
Wenn man von Bankenzentren spricht, fällt einem die Wall Street in New York ein oder die City in Frankfurt – betriebsame Orte mit vielen Wolkenkratzern, in denen das große Geld arbeitet. Es sind Plätze, an denen man graue Männer in grauen Anzügen vermutet, Menschen, die Börsenkurse steigen oder sinken lassen oder Milliarden in seelenlosen Hochglanzimmobilien durch die Welt verschieben.
Der Bankenindex in Mügeln steigt im Dezember auf 50
In Mügeln ist das anders, obwohl mehrere Banken hier ansässig sind. Die Sachsen haben eine Schnapsidee im Heimatverein zu einer Tradition werden lassen. Allerdings spielen sie mit dem Wort Bank, bei dem vor 1000 Jahren niemand an ein Kreditinstitut dachte. Im Altitalienischen wie im Germanischen bezeichnete banca oder banco ein Sitzmöbel, erst später einen Rechentisch, über den Geldwechsler und -verleiher auf Märkten ihre Geschäfte abwickelten.
Und weil Mügeln einst Ruhesitz der Bischöfe von Meißen war, hat man sich von dieser Tradition inspirieren lassen. Der örtliche Heimatverein stiftete 2009 eine Bank – die „Baumelbank“. Ganz ohne Kredite. Man kann auf ihr zwar kein Geld abheben, aber gemütlich sitzen. Und weil sie höher ist als normale Sitzgelegenheiten, lädt sie dazu ein, Beine und auch Seele baumeln zu lassen. Seitdem steigt der Mügelner Bankenindex, der sogenannte M.Bax. Inzwischen gibt es sogar eine Trabi-Bank. Anfang Dezember wird nun die 50. Bank ins örtliche „Bankenzentrum“ aufgenommen, wie sie das in Mügeln nennen. Sie hat die Form eines Schafes und soll an die Geschichte der Stadt als Bischofssitz erinnern. Die Sachsen halten das für eine großartige Geldanlage.
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