Ruf ohne Not: Warum die Zahl falscher Notrufe in Augsburg riesig ist
Plus Die Notruf-Nummern 112 und 110 werden zuletzt in Augsburg deutlich häufiger gewählt – ohne Notfall. Welche Rolle spielt absichtlicher Missbrauch?
An der Berliner Allee sitzt so etwas wie das permanente Krisenzentrum für den Raum Augsburg. Rund um die Uhr trudeln dort, in der Integrierten Leitstelle (ILS), Anrufe und Meldungen ein, ein permanenter Informationsfluss aus potenziellen Notfällen. Eine Million Menschen aus Augsburg, aber auch aus den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries können sich dort über die 112 melden, wenn es ernst wird. 210.000 Mal war das im vergangenen Jahr der Fall, der Notfall ist dort also Alltag. Doch was sie momentan erleben, ist selbst für die ILS außergewöhnlich.
Die Leitstelle in Augsburg ist für Feuerwehralarmierung, Rettungsdienst und Katastrophenschutz zuständig. Die Zahl der Notrufe aus diesem Bereich ist im Mai deutlich gestiegen – aber nicht etwa, weil es auch mehr Notfälle gibt. Vielmehr registriert die Leitstelle spürbar mehr Fälle, in denen kein Anrufer oder Anruferin in der Leitung ist. War dies im vergangenen April noch knapp 2700 Mal der Fall, lag der Wert im Mai bei rund 3750 – ein Anstieg um rund 40 Prozent, innerhalb eines Monats. Nach Einschätzung von Christian Linke, stellvertretender Leitstellenleiter, legen die Zahlen nahe, "dass mehr Anrufer versehentlich den Notruf gewählt haben."
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Die Diskussion ist geschlossen.
Ein großer unsichtbarer Elefant im Raum ist: man bekommt bei akuten Problemen keinen Termin bei einem Facharzt - diese schotten sich über Online-Buchungssysteme ab. Um den zu kriegen, braucht man einen Code vom Hausarzt, mit dem man über die 116117 möglicherweise einen Terminslot bekommt. Hat der Hausarzt nicht offen, und traut man sich, zB als Alleinstehender nicht zu selbst in die Notaufnahme zu fahren, bleibt nur noch der Notruf . Und dass vielleicht die Hälfte der Normalos, Senioren, Migrant*innen etc. dieses System gar nicht wissen, dass man auch bei akuten Problemen inzwischen 2 Arztbesuche benötigt, ergibt dieses Problem. Keiner spricht es aus, alle Beteiligten sorgen nur für sich selbst.
@ VonGregor B
Hier beginnt das Problem. "... bei akuten Problemen keinen Termin.". Wäre es es akuter Notfall, so würde immer ein Termin bereitstehen. Nur, wenn es kein Notfall ist, dann muss man verfügbare Termine bei noch verfügbaren Fachärzten nehmen. "Hat der Hausarzt nicht offen, und traut man sich, ... nicht zu selbst in die Notaufnahme zu fahren, bleibt nur noch der Notruf . " Und hier liegt ein weiterer Fehler: Kein Hausarzt, dann ärztlicher Bereitschaftsdienst über 116117. Kein Notfall, folglich auch keine Notwendigkeit für die Notaufnahme! Hier sieht man doch schon das Anspruchdenken bezüglich Notaufnahme etc. Man muss dringend wieder erlernen, was ein Notfall ist und für was die Notaufnahme eigentlich steht!
Gebe Ihnen recht Franz X.! so meine ich es auch. Wer akute Probleme hat, kann nur schwer entscheiden, ob es ein "Notfall" ist, oder nicht. Wem es schlecht geht, und wer keinen Menschen hat, der auf einen aufpasst, der wagt es nicht, zu riskieren, mit akuten Problemen die Nacht oder das Wochenende abzuwarten. Und wer das System nicht verstanden hat, auch nicht.
Fakt ist, dass quasi alle Fachärzte nicht für einen selbst angefragten Termin sofort zur Verfügung stehen. Ich bin kürzlich mit akuten Problemen fast verzweifelt, und ich bin "Bildungsbürger" und computer-kompetent.