Viele Orte in Bayern sind kaum vor Starkregen und Sturzfluten geschützt
Eine neue Studie offenbart erhebliche Risiken in bayerischen Städten und Gemeinden. Was die Wissenschaftler deshalb fordern.
Unterführungen sind geflutet, Straßen und Keller stehen unter Wasser, Autos treiben wie Boote durch Ortschaften, kleine Bäche schwellen zu reißenden Flüssen an. Es sind Bilder, die jeder und jedem aus den Nachrichten präsent sind. Starkregenüberflutungen verursachen in Deutschland jährlich einen Schaden in Milliardenhöhe. Eine aktuelle Unwetter-Studie zeigt nun: Auch in Bayern sind kaum Gemeinden oder Städte wirklich auf so etwas vorbereitet. Es gibt massive Versäumnisse bei der Prävention.
Die Studie "Starkregen und urbane Sturzfluten – Agenda 2030" wurde von der Technischen Universität Kaiserslautern ausgearbeitet und am Montag in München vorgestellt. Darin haben die Wissenschaftler in Kooperation mit der Universität der Bundeswehr München die Risiken, Ursachen sowie effektive Schutzmaßnahmen untersucht. Nicht nur Flutkatastrophen wie im Ahrtal, auch Starkregen und Sturzfluten stellen der Studie zufolge eine große Gefahr dar.
Immer wieder kommen dabei auch Menschen ums Leben, da solche Ereignisse überall auftreten können – auch abseits von Gewässern – und die Vorwarnzeiten nur sehr kurz sind. Erst vor wenigen Wochen war während eines Starkregens bei Saulgrub (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) eine Unterführung geflutet worden und ein Mann im Führerhaus seines Kleinlasters ertrunken.
Wo kommt es bei Starkregen zu Überflutungen?
"Wir werden infolge des Klimawandels häufiger solche Starkregen-Ereignisse bekommen", sagt Professor Theo Schmitt von der TU Kaiserslautern. Deshalb brauche es dringend eine systematische Analyse der örtlichen Überflutungsgefährdung – mit Gefahrenkarten, die auf die Straße und das Haus genau zeigen sollen, wo es bei Starkregen zu Schwerpunkten kommen könnte.
Gemeinsam mit Professor Frank Wolfgang Günthert von der Universität der Bundeswehr München fordert Schmitt, dass Bund und Länder Strategien für Starkregen-Ereignisse erstellen sollen. Doch auch "die Kommunen müssen viel mehr tun", sagt Günthert. Nur 98 von 2056 Gemeinden in Bayern haben bislang Fördermittel zum Sturzflutmanagement beantragt, um präventiv vorzugehen. Die wenigen Gemeinden, die bereits vorgesorgt hätten – laut Günthert dürften es weniger als ein Zehntel aller bayerischen Kommunen sein – seien fast alle in jüngerer Vergangenheit bereits von Überflutungen betroffen gewesen. Gehandelt werde vielerorts erst durch direkte Betroffenheit.
Hausbesitzer könnten gegen Starkregen vorsorgen
Die Studienverfasser fordern, dass Bund und Länder die Kommunen deshalb zum Risikomanagement verpflichten. Zusätzlich zu Gefahrenkarten und moderner Entwässerung, gehe es auch um Aufklärung, so Schmitt. "Verhaltensregeln für Überschwemmungen müssen in der Breite eingeübt werden", sagt er. Ähnlich wie in häufig von Erdbeben getroffenen Gebieten wie Kalifornien oder Japan, sollte es in Deutschland Übungen für Überschwemmungen geben, sagt Schmitt.
Doch auch Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer könnten gegen Starkregen vorsorgen. Jeder Grundstückseigentümer sei für Gebäude und Grundstück selbst verantwortlich, sagt Günthert. Von der Dachbegrünung zur Zurückhaltung von Wasser über Regenbecken und oberirdische Sammelflächen bis zu geschützten Kellereingängen und Lichtschächten könnten viele individuelle Maßnahmen ergriffen werden.
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