16-jährige Jesidin erleidet Martyrium: "Ich wollte nur ein bisschen Freiheit"
Plus Ein Mädchen geht eine Beziehung mit einem Muslim ein – der Vater und der Bruder drohen ihr mit Mord. Nun müssen die Männer aus Augsburg jahrelang ins Gefängnis.
In einem Brief an ihre Eltern und Geschwister schildert die 16-Jährige, was ihr auf dem Herzen liegt. "Liebe Familie", beginnt der Brief, den Anwältin Isabel Kratzer-Ceylan im Amtsgericht Augsburg verliest, "vielleicht hasst ihr mich jetzt". Sie habe das nicht gewollt, heißt es in dem Schreiben. "Ich wollte nur ein bisschen Freiheit." Die Augsburger Familie, um die es geht, gehört der jesidischen Glaubensgemeinschaft an – und hat, davon ist das Gericht überzeugt, das Mädchen einem regelrechten Martyrium ausgesetzt, weil es eine Beziehung mit einem Mitschüler eingegangen war, der Muslim ist. Nun ist in dem aufsehenerregenden Prozess ein Urteil ergangen.
Jesiden-Prozess in Augsburg: Männer sahen Ehre der Familie beschmutzt
Das Amtsgericht verurteilte den 44-jährigen Vater des Mädchens zu einer Haftstrafe von drei Jahren und acht Monaten und den 23-jährigen Bruder zu einer Gefängnisstrafe in der gleichen Höhe. Gegen weitere Familienmitglieder liefen und laufen Strafverfahren, juristisch geht es um Bedrohung, Nötigung, Körperverletzungsdelikte. Hintergrund des jetzigen Prozesses: Der 44-jährige Vater und der 23 Jahre alte Bruder des Mädchens hatten die 16-Jährige zwischen 2018 und 2022 zu mehreren Anlässen körperlich und seelisch misshandelt. Den Ermittlungen zufolge sahen sie die Ehre der Familie beschmutzt, weil die Jugendliche eine romantische Beziehung zu dem Mitschüler hatte. Unter Jesiden werden in der Regel nur Beziehungen innerhalb der religiösen Gruppe akzeptiert.
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