Bringen Balkonkraftwerke auch etwas für die Umwelt?
Die Solaranlage auf dem Balkon wird immer beliebter, sogar Discounter bieten Modelle an. Aber trägt man mit den Anlagen auch etwas zum Klimaschutz bei?
Immer mehr blaue, glänzende Platten zieren zahlreiche Balkone der Bundesrepublik. Denn der Trend zum eigenen Solarkraftwerk auf dem Balkon wird immer präsenter. Sogar Discounter bieten die Kleinanlagen, die im Regelfall sogar von Laien installiert werden können, an. Klar, man ist damit ein Stück weit unabhängiger vom Netzbetreiber, spart besonders hinsichtlich der hohen Preise für die Kilowattstunde Geld und kann dabei sogar noch ein gutes Gewissen haben. Immerhin produziert man ja selbst grünen Strom. Oder?
Die gute Nachricht vorweg: Im Regelfall ja. Doch es gibt einiges bei der Montage zu beachten. Denn "ein ganz wichtiger Faktor ist die Sonneneinstrahldauer, die sich vor allem aus der Modulausrichtung ergibt", erklärt Matthias Futterlieb vom Umweltbundesamt (UBA). Und dabei haben die Balkonkraftwerke schon mal einen fundamentalen Nachteil gegenüber ihren großen Schwestern auf dem Dach. Denn sie werden oft, wie eben die Balkonreling, an der sie angebracht werden, senkrecht befestigt. Und auch, wenn sie im 45 Grad-Winkel festgeschraubt wird, bekommen sie doch nicht so viel Sonne ab. Dazu kommt, dass die Wohnung für die beste Effizienz auch noch den Balkon auf der Südseite haben sollte. Denn wird eine Solaranlage auf der Nordseite senkrecht angebracht, dauert es wirklich lange, sowohl die Anschaffungskosten als auch die Umweltbelastung durch die Produktion reinzuholen. Trotzdem gibt Futterlieb zu bedenken: "Das ist immer noch um Längen besser als der deutsche Strommix."
Solaranlagen auf dem Dach sind effizienter
Hausbesitzer haben es da einfacher. Dachanlagen haben in der Regel nach etwa zwei Jahren das CO₂, das bei der Herstellung entstanden ist, wieder eingespart. Die Technik sei mittlerweile weiterentwickelt und Hersteller gäben oft eine Leistungs- und Funktionsgarantie für 30 Jahre. Der Schwachpunkt sei eher der Wechselrichter, der den von den Anlagen produzierten Gleichstrom in nutzbaren Wechselstrom umwandelt. Die müssen laut Futterlieb nach etwa 15 Jahren ausgetauscht oder repariert werden. Und die gibt es auch beim Balkonkraftwerk. Trotzdem: "Die Zeitspanne, bis sie einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben, halten sie auf jeden Fall."
Und das, obwohl ein Großteil der Panels aus Fernost kommt und somit neben hohen Transportemissionen auch nicht unter den förderlichsten Bedingungen für die Umwelt gefertigt wird. Alternativ kann man als Interessentin oder Interessent auf Hersteller aus Deutschland oder Norwegen setzen. Denn dort ist der Strommix in der Regel umweltfreundlicher. Und auch die Transportwege sind kürzer.
Balkonkraftwerke sollten nicht zu groß gebaut werden
Was allerdings für alle Fälle gilt, ist, dass die Solarpaneele für den Balkon nicht überdimensioniert werden sollten. Denn die Grenze für die unkomplizierte Anschaffung liegt bei einer Maximalleistung von 600 Watt, die nach Plänen der Bundesregierung auf 800 Watt erhöht werden soll. Und egal, wie groß die Panels sind, der Wechselrichter regelt sie herunter. Passt man also die Größe optimal für seine Situation an, spart man Ressourcen und auch Geld.
Wer mehr will – und die Möglichkeit hat – sollte sich lieber direkt eine Anlage auf das Dach bauen lassen, sagt Futterlieb. Natürlich sei die Anschaffung komplizierter und teurer. Außerdem muss solch eine Anlage von Fachpersonal installiert werden. Doch auf längere Sicht zahle sich die höhere Effizienz aus.
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>> Wer mehr will – und die Möglichkeit hat – sollte sich lieber direkt eine Anlage auf das Dach bauen lassen, sagt Futterlieb. Natürlich sei die Anschaffung komplizierter und teurer. Außerdem muss solch eine Anlage von Fachpersonal installiert werden. Doch auf längere Sicht zahle sich die höhere Effizienz aus. <<
Effizienz ist doch Ertrag pro Aufwand?
Bei geringer Dachfläche und kleineren Anlagen bis 5 Kwp hilft auch die Südlage nicht weiter; da ist die kleine Balkon-PV in Selbstmontage bei ähnlicher Ausrichtung meist effizienter. Basiskosten bei kommerzieller Dachmontage wie der vielfach erforderliche Umbau des Zählerschranks und Gerüstbau schlagen da enorm zu Buche.
Mittelfristig werden in Deutschland Stromtarife nach Verfügbarkeit von Ökostrom die Regel sein - dann wird der Strom genau dann besonders preiswert sein, wenn auch die eigene Anlage gut produziert.
Der aktuelle Zubau bei PV ist extrem hoch:
https://www.pv-magazine.de/2023/07/20/auch-im-juni-mehr-als-ein-gigawatt-photovoltaik-zubau/
>> Den größten Zubau in diesem Jahr verzeichnete das Bundesland Bayern mit gut 1,6 Gigawatt im ersten Halbjahr, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 971 Megawatt und Baden-Württemberg mit knapp 833 Megawatt. In Bayern erhöhte sich die kumuliert installierte Photovoltaik-Leistung auf mehr als 20 Gigawatt. Dies ist mehr als doppelt soviel wie in den nachfolgenden Bundesländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. <<
Wenn die Intensität und Dauer der Sonneneinstrahlung auf die Module der Mini PV Anlage wie auf dem Dach ist, dann hat die Mini PV auch den gleichen Ertrag je Modul (abgesehen von der Kappung durch den WR aufgrund bestehender gesetzlichen Vorgaben). Es sind idR Module, die auch auf den Dach zum Einsatz kommen. Es kommt eben nur auf eine gute Positionierung an.